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Auslandssemester in Schweden – Teil 2

Im zweiten Teil des Interviews berichtet unsere Duale Studentin Sophia Reiner  von Unterschieden, die sie im Vergleich zu Deutschland beobachtet hat und spricht über den Umgang der Schweden mit dem Coronavirus. Falls du den ersten Teil des Interviews verpasst hast, findest du ihn hier nochmal.

 

Wie gestaltet sich das alltägliche Leben in Schweden im Vergleich zu dem in Deutschland? Gibt es Verhaltensweisen der Schweden, die für dich am Anfang neu und gewöhnungsbedürftig waren?

Das alltägliche Leben ist schon relativ gut mit dem deutschen Leben vergleichbar. Was mir jedoch schon nach kurzer Zeit in Schweden aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass die Bürger viel rücksichtsvoller zueinander sind als in Deutschland. Das fängt beispielsweise schon im Straßenverkehr an. Hier hat man wirklich keinerlei aggressive Autofahrer und auch gehupt wird in Schweden so gut wie nie. Was ich auch beobachtet habe, ist das rücksichtsvolle Verhalten der Schweden an einem Zebrastreifen. Hier wird wirklich schon angehalten, wenn sich eine Person auch nur in der Nähe eines Zebrastreifens befindet, während in Deutschland die Autofahrer ja oftmals noch schnell versuchen weiterzufahren, um nicht anhalten zu müssen. Auch hat man hier nie Diskussionen, wenn man sich in Läden oder an Essensständen anstellen muss. Es gibt kein Gedränge und auch den Versuch sich vorzudrängeln, habe ich in Schweden noch nie erlebt. Im Umgang miteinander ist die schwedische Bevölkerung also wirklich ein Stück weit mehr respektvoll und disziplinierter, als es in der deutschen Heimat der Fall ist. Ein großer Unterschied im täglichen Leben sind außerdem die Preise. In Schweden ist wirklich alles teurer, woran man sich in der Anfangszeit auch erst einmal gewöhnen musste.

 

Eingang zur Hochschule "Högskolan i Skövd"

Eingang zur Hochschule „Högskolan i Skövd“

Und wie sieht der Vergleich einer deutschen Hochschule zu einer schwedischen Hochschule aus? Gibt es hier gravierende Unterschiede?

Für mich war es eine Umstellung, dass in jedem Modul, welches ich aktuell belegte, zusätzlich zu den üblichen Klausuren auch noch sogenannte Assignments (vergleichbar mit Studienarbeiten) geschrieben werden müssen. An der Hochschule in Hof ist das eigentlich grundlegend anders. Hier haben wir wirklich immer nur eine Klausur pro Fach und müssen nicht noch nebenbei eine Studienarbeit verfassen. Die Assignments müssen allerdings nicht alleine geschrieben werden, sondern werden eigentlich immer in einer Gruppe von zwei bis sechs Personen erarbeitet. Der Vorteil daran ist natürlich, dass man vielen verschiedenen Input bekommt, jedoch ist es logischerweise auch schwieriger, sich in der Gruppe auf finale Punkte zu einigen. Allgemein ist es so, dass Gruppenarbeiten hier viel mehr im Fokus stehen. Einen erfreulichen Unterschied gibt es auch noch in der Pausenregelung. Denn in Schweden gibt es häufig sogar in den Vorlesungen Pausen, während man in Deutschland nur zwischen den Vorlesungen Pause hat.

 

Welche Fächer bekommst du während deines Auslandssemesters unterrichtet?

Das Semester in Schweden ist in zwei unterschiedliche Perioden aufgeteilt. In der ersten Periode habe ich die Fächer „Schwedisch“ und „Logistik- & Marketingmanagement“. In der zweiten Periode habe ich dann ein komplett anderes Fach. Dieses nennt sich „Innovation and Knowledge Management“.

 

Wie läuft die Kommunikation in der Hochschule, z.B. mit deinen Professoren, ab? Welche Sprache wird hier hauptsächlich gesprochen und wie sieht sieht es außerhalb des Lehrsaales im privaten aus?

Die Hauptsprache zur Kommunikation in der Schule ist ganz klar Englisch. Im privaten dominiert auch Englisch. Natürlich trifft man ab und zu auch mal andere deutsche Personen, mit denen man dann auch gerne mal ein längeres Gespräch in der Muttersprache führt. Außerdem spreche ich durch den Schwedischunterricht mittlerweile auch ein paar Sätze schwedisch, was im Alltag, beispielsweise beim Einkaufen, manchmal schon sehr hilfreich sein kann. Insgesamt muss man aber sagen, dass die Kommunikation wirklich problemlos verläuft.

 

Oftmals hat man ja schon vom „schwedischen Sonderweg“ bei der Bekämpfung der Coronakrise gehört. Wie beeinflusst die Corona-Pandemie das Leben in Schweden?

Ich muss ehrlich sagen, dass das Coronavirus im Alltag wirklich nicht sehr präsent ist. Eher hat man das Gefühl, dass die Pandemie oftmals vergessen bzw. verdrängt wird. Beispielsweise trägt in Schweden wirklich niemand eine Maske, denn es gibt auch keine offizielle Pflicht, sondern lediglich eine Empfehlung, die aber auf freiwilliger Basis durchgeführt werden kann. Auch dies war in den ersten Wochen sehr ungewohnt, da es ja in Deutschland mittlerweile „normal“ ist beim Einkaufen eine Maske zu tragen. Am Anfang habe ich auch in Schweden eine Maske getragen, aber mittlerweile gehe auch ich hier ohne Maske einkaufen. Viel disziplinierter als in Deutschland sind die Schweden allerdings bei der Einhaltung des Mindestabstandes. Gerade in Supermärkten, in öffentlichen Einrichtungen oder Restaurants halten sich die Menschen sehr vorbildlich an die 1,5 Meter Abstand. Erwähnenswert ist noch, dass sogar unsere Studentenclubs nach wie vor, zum Beispiel für Pub Nights, geöffnet haben. Ich stelle also tatsächlich fest, dass die Schweden in Bezug auf das Coronavirus einen komplett anderen Weg gehen als wir in Deutschland. Wohin dieser Weg letztendlich führt, bleibt abzuwarten.

 

Wie geht es für dich nach deinem Auslandssemester weiter?

Das Semester an meiner schwedischen Hochschule endet offiziell am 17. Januar 2021. Nach der Rückkehr habe ich erst einmal wieder einen Arbeitsaufenthalt im Betrieb, bevor es dann im März 2021 mit dem 6. Semester an der Hochschule in Hof weitergeht.

 

Liebe Sophia, herzlichen Dank für die Einblicke in deinen schwedischen Alltag. Wir wünschen dir noch viel Spaß und weiterhin tolle Erfahrungen 🙂

 

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